Montag, 25. Juli 2016

Farming for the father

Heute hat mir Benson, Leiter und Gründer des Kinderheims Nipe Tumaini, das gesamte Arsenal gezeigt. Von den eigenen Obstfeldern bis zur benachbarten Polizei-Station. Denn das Heim ist nur der Anfang eines größeren Plans. Auf dem 2009 gekauften und 4 Hektar großen Grundstück ist noch Platz. Und Benson ist Visionär. 

Als erstes geht es zu den Feldern. Detailliert erklärt mir Benson die für mich undefinierbaren Gewächse. Er ist selbst auf dem Land aufgewachsen, kennt sich mit der Landwirtschaft aus. Benson zeigt auf einen mittelgroßen Baum, an dem sich zierliche hellgrüne Triebe mit winzigen weißen Blütenblättern befinden. "This is going to be an Avocado." Ich kann es nicht glauben, diese kleinen Ästchen sollen einmal eine ganze Avocado halten? Mit dem Wachsen würden sie stärker, erklärt der Kenianer. Ein schönes Bild, denke ich. Also, dass man mit den anvertrauten Aufgaben im Leben wächst.

Wir passieren Orangen-, Mango-, und  Papayabäume mit ihren herzgemusterten Stämmen. In einer anderen Reihe wachsen Bananenbäume. Benson zeigt mit seinem Holzstock auf die Stauden. "Look, Marietta." Wir gehen nicht weiter, ehe er mich in die unterschiedlichen Reifegrade eingeführt hat. Auf diese Weise sind die Kinder das ganze Jahr mit Bananen versorgt, so viel sie mögen. Auf dem Markt würde bereits eine 10 Schilling kosten. Benson schlägt den Kern einer von grünen Bananen umringten Staude ab. Sie würde dem Baum zu viel Energie rauben, die die Früchte zum Wachsen brauchen.

Als wir unter dem Stacheldraht hindurch balanciert sind, begehen wir das umzäunte Grundstück von außen. Mitten im Busch bleiben wir stehen. Hier wird bald das Feld gerodet, um Platz für eine Schule zu schaffen. Bensons Augen beginnen zu leuchten, während er von der Schule spricht. Seine Frau ist Lehrerin und wird hier arbeiten. Gemeinsam stehen wir vor dem zwei Meter hohen Gestrüpp und sehen die Kinder an ihren Tischen sitzen, wir lauschen ihren Bleistiften auf dem Papier. "Some people just see 'the Bush'." "Nein", sage ich, "ich kann die Schule sehen" - schon jetzt.

Warum? Weil Benson von einer besseren Welt träumt. So konkret, dass ich gar nicht anders kann, als mit ihm zu sehen und zu glauben, was hier einmal entstehen wird. Ich bin beeindruckt angesichts dessen, was ein einzelner Mensch wachsen lassen kann, natürlich mit der Unterstützung vieler, wenn er nur eine Vision hat.

Gesegnet sein und Segen sein - ein göttliches Prinzip. Benson lässt sich von Gott gebrauchen, um die Welt ein bisschen besser zu machen, um Kindern eine Zukunft zu geben, die sonst keine hätten. 

Pole pole: Stück für Stück - ein kenianisches Prinzip. Immer mit den Ressorcen gehen, nicht darüber hinaus. Aber geträumt wird über Zäune hinweg: von einem eigenen Krankenhaus, einem Parkplatz von dem eine Alee zu den Lodges für die Besucher führt, der Schule. 

Als er von den Vorhaben erzählt,  wirkt dieses nicht naiv, sondern strukturiert. Ein Plan mit Hand und Fuß. Ein fast schon deutsches Prinzip.

Es braucht lediglich Menschen, die die Idee unterstützen und so mitbauen an einer besseren Welt. Nipe Tumaini heißt: Gib mir Hoffnung. Dank Menschen wie Benson, dank Gott,  gibt es sie: Hoffnung.

Der Tag auf Feld und Farm hat mir anschaulich gemacht: die Welt braucht Menschen, die aktiv werden, damit sie fruchtbarer wird. Aber die Verantwortung liegt nicht allein auf unseren Schultern. Wir sind die, die pflanzen. Aber das Wachsen und Gedeihen geschieht von allein, durch Gottes Wirken. Ich glaube, Nipe Tumaini wird wachsen.

Von Marietta

1 Kommentar:

  1. Toller Text! Die wörtlichen Reden zwischendurch nehmen mich als Leser mit, ganz zu schweigen von den detailreichen Beschreibungen. Schönes Fazit!

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