Das sind sie wieder, die
Jahresrückblicke im Fernsehen. Sie lassen das Krisenjahr 2016 noch einmal Revue
passieren. Noch einmal flimmern mit geballter Macht die Bilder von Kriegen,
Wahlkatastrophen und Terror über die Bildschirme der Republik. Wir sind
erschüttert und fragen uns: Was ist aus dieser Welt geworden? Soll ich wirklich
noch Kinder in sie hinein setzen? Wie soll es in Zukunft weitergehen? Gestern
las ich in einer News-Meldung, dass 2017 ein Schicksalsjahr werden würde: für
Deutschland, für Europa, vielleicht auch für die Welt. Viele Wahlen stehen an:
in NRW, in Deutschland, in den Niederlanden, in Frankreich — und auch in Kenia.
Fernab von diesem globalen, durch
die Medien geformten Jahr 2016 frage ich mich, wie mein eigenes Jahr war. Ein
Jahr, das nicht nur mich prägte, sondern von mir selbst geprägt wurde. Ein
Jahr, in dem ich das Zepter in den Händen hielt. Wo ich nicht Opfer, sondern
König der Umstände wurde? Wann begriff ich, dass ich zwei Hände besaß die
formen und zwei Beine, die laufen konnten? Wann fing ich an zu verstehen, dass
es neben dieser übermächtigen globalen Realität noch eine gibt, die in meinem
eigenen Leben, in meinem Freundeskreis, in meiner Familie, in meiner Stadt – in
den Grenzen meiner eigenen Möglichkeiten – begann?
Ja, vielleicht ist auch in dieser
Hinsicht 2016 ein persönliches Krisenjahr gewesen. Wenn ich an mein Jahr
denke, dann gab es mehrere Gründe, die dafür sprechen könnten. Und dann schaue
ich auf die Gründe, die dafür sprechen, dass dieses Jahr eben kein Krisenjahr
sein konnte, ganz im Gegenteil: Innerhalb weniger Monate kam so viel Geld
zusammen, dass die Schule auf der Nipe Tumaini Farm tatsächlich gebaut wurde.
Hätte uns das zu Beginn des Jahres jemand erzählt, wir hätten ihn für verrückt
erklärt. Doch seit dem Sommer konnten wir Monat für Monat, ja Woche für Woche
sehen, wie die Mauern wuchsen, das Dach entstand, Türen und Fenster eingesetzt
wurden. Dass, was wir nicht geglaubt haben, wird nun Realität: Die Kids von
Nipe Tumaini können in einem anständigen Gebäude ins neue Schuljahr starten.
Wie das möglich wurde? Klar, durch das Geld vieler unterschiedlicher Spender,
es ist einfach der Hammer, wie vielen Menschen das Projekt in diesem Jahr auf
dem Herzen lag. Aber vor allem war da die Hoffnung, das Vertrauen, die vielen
Gebete, Gott selbst. Die Gewissheit, dass wir nicht ohnmächtig vor den
Bildschirmen verharren müssen, sondern dass wir etwas verändern können. Ich
glaube, dass es vielen hierzulande gar nicht bewusst ist. So viel ist in
unseren Händen. Wir haben alles, was wir brauchen, um diese Welt zu verändern.
Und doch haben alle Angst, sind erstarrt, ziehen sich noch tiefer in ihre vier
Wände zurück. Sorgen sich um ihre Zukunft. Ich selbst nehme mich da nicht aus,
umso mehr möchte ich daran festhalten, was Jesus uns als Kindern Gottes sagt:
"In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt
überwunden." (Johannesevangelium, Kapitel 16 Vers 33)
Ich wünsche mir, dass 2017 ein
Schicksalsjahr wird. In dem Sinne, dass wir diese Welt nicht ohnmächtig ihrem
Schicksal überlassen. Dass wir Verantwortung für uns selbst und unserem
Nächsten übernehmen. Mit unseren kleinen Händen, Füßen und Möglichkeiten. Ich
glaube, da steckt eine Menge drin, im neuen Jahr. Lasst uns träumen, im Gebet
auf die Knie fallen, wieder aufstehen und den Krisen um uns herum mutig die
Stirn bieten. Auf ein Neues!
PS: Alles schön und nett, was ich da
erzählt hab, aber sehr unkonkret? Hier Ideen, wie dein 2017 ein Schicksalsjahr
für andere werden könnte:
Ø In
Kenia sind 2017 Wahlen. Bleib auf dem Laufenden und bete dafür, dass es dieses
Jahr keine Unruhe gibt.
Ø Nipe
Tumaini geht 2017 weiter. Unterstütze uns im Gebet und auch finanziell.
Ø Jemand
ist das erste Mal in deiner (Kirchen-)Gemeinde zu Besuch und ganz alleine.
Sprich ihn an und heiße ihn herzlich Willkommen.
Ø Vor
deiner Haustüre ist alles grau und dreckig. Dann übernimm eine Baumpatenschaft.
Hier in Witten gibt es zum Beispiel ein Programm von der Stadt, dass Bürger die
Beete um die Bäume an den Straßen mit Blumen und kreativen Ideen gestalten
können.
Ø Begleite
ein Jahr lang einen Flüchtling. Glaub mir, hier ist so viel Bedarf: Du wirst
als Deutschlehrer, Alltagshelfer, Behördenmitgänger, Ermutiger,
Glaubensweitergeber dringend gebraucht!
Ø Du wohnst
schon seit Jahren im Haus du kennst den Nachbarn nebenan gar nicht? Back einen
Kuchen, klingle mal an und stell dich vor…
Ø Örtliche
Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz brauchen immer wieder Ehrenamtliche,
die sie bei ihrer Arbeit unterstützen. In meiner Stadt zum Beispiel machen sie
eine tolle Arbeit
Ø …